Ein Länderportrait über Sierra Leone. Der westafrikanische Staat mit seinen ca. 7,5 Millionen Einwohnern ist flächenmäßig etwa so groß wie Bayern.
Der westafrikanische Staat Sierra Leone mit seinen ca. 7,5 Millionen Einwohnern ist flächenmäßig etwa so groß wie Bayern. Er wird im Norden und Osten von Guinea, im Südosten von Liberia und im Westen vom Atlantik umschlossen.
Die beiden Landesgrenzen werden über weite Strecken durch Flüsse markiert und auch sonst gilt Sierra Leone mit seinen vielfältigen Landschaftsstrukturen, welche von Gebirgsketten über wunderschöne Küstenregionen bis hin zu kleinen Regenwaldabschnitten variieren, als für afrikanische Verhältnisse, mit üppiger Vegetation ausgestattetes, grünes Land. Die beiden Landesgrenzen werden über weite Strecken durch Flüsse markiert und auch sonst gilt Sierra Leone mit seinen vielfältigen Landschaftsstrukturen, welche von Gebirgsketten über wunderschöne Küstenregionen bis hin zu kleinen Regenwaldabschnitten variieren, als für afrikanische Verhältnisse, mit üppiger Vegetation ausgestattetes, grünes Land.
Die Hauptstadt des Landes nennt sich Freetown (Freie Stadt) und wurde um das Jahr 1787 von befreiten Sklaven aus England, Kanada und den USA besiedelt. Heutzutage gilt die Stadt als das wirtschaftliche Zentrum des Landes und ist mit ca. 1,05 Millionen Einwohnern die größte Stadt Sierra Leones. Etwa zwei Drittel der arbeitenden Bevölkerung sind im von Landwirtschaft und Rohstoffgewinnung geprägten Wirtschaftssektor tätig. Dieser macht etwa die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts aus.
Der Großteil der landwirtschaftlichen Erträge verbleibt jedoch in der Subsistenzwirtschaft, die meist auf kleinen Gärten basiert. Hier werden vor allem Süßkartoffelblätter, Erdnüsse, Gemüse und Obst sowie Reis angebaut. Sofern möglich, werden Hühner und Kleinvieh wie Ziegen oder Schafe zur Selbstversorgung gehalten. Obwohl aufgrund fehlender technischer Mittel und fehlendem Wissen, einfache und traditionelle Produktionsmethoden die Landwirtschaft dominieren, konnte der Ertrag dieser Ressourcen sowie der Ertrag von Kaffee und Kakao in den letzten Jahren stetig gesteigert werden.
Nachwirkungen des Bürgerkrieges (1991 bis 2002), die immer noch weit verbreitete Korruption, Epidemien wie Ebola und die unzureichend ausgebaute Infrastruktur, führen jedoch immer wieder zu Nahrungsmittelknappheit und Armut. All dies sind wesentliche Einflussgrößen für Sierra Leones Wirtschaft. Auch im Bereich der sozialpolitischen Entwicklung steht das Land seit langem auf einem der letzten Plätze des Human Development Index (Platz 184 von 189 untersuchten Ländern im Bericht zur humanitären Entwicklung des Entwicklungsprogramms der UN). So ist beispielsweise geschlechterspezifische Gewalt in Sierra Leones Gesellschaft vor allem durch den Bürgerkrieg tief verankert und richtet sich im Alltag insbesondere gegen junge Frauen und Mädchen.
Nach der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1961 wurde Sierra Leone fast drei Jahrzehnte lang vom All People’s Congress regiert. Die Enttäuschung über Korruption und Missmanagement der Regierung führte zum stetigen Aufbegehren verschiedener Rebellengruppen sowie zum Sturz der Regierung, welcher schlussendlich 1991 einen Bürgerkrieg auslöste. Über 10 Jahre hielten die Auseinandersetzungen zwischen Rebellen und regierungstreuen Milizen an und kosteten ca. 50.000 – 200.000 Menschen das Leben. Da zudem ca. 2 Millionen Menschen gezwungen waren ihre Heimat zu verlassen, gilt er als einer der gewalttätigsten postkolonialen Konflikte auf dem afrikanischen Kontinent. Auch heute noch leben die Menschen in Sierra Leone mit den Folgen des Bürgerkriegs und des verheerenden Ebola-Ausbruchs in den Jahren 2014-2016. Nach wie vor stehen sie vor großen Herausforderungen.
Die schwierige Aufdeckung von Gewalttaten, die gesellschaftliche Unterdrückung der Frau, kulturell bestehende Tabus, Korruption und Missbrauch machen das Leben für viele Bevölkerungsgruppen nicht einfach. Vor allem die hohe Arbeitslosigkeit ist ein großes Thema. Von der erwerbsfähigen Bevölkerung sind rund 60 Prozent arbeitslos oder unterbeschäftigt. Hauptsächlich junge Menschen. Der schlechte Zugang zu Bildung und wirtschaftlichen Ressourcen sowie der Mangel an Beschäftigungsmöglichkeiten, stellen große Hürden für die Entwicklung des Landes dar. Die meisten der Menschen leben beengt mit anderen Familienangehörigen in einfachen Behausungen und haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Anlagen oder Strom. Sie haben häufig kein regelmäßiges Einkommen und versuchen, sich und ihre Kinder mit Gelegenheitsarbeiten oder mit Straßenverkäufen zu versorgen. Viele von ihnen haben nicht ausreichend zu essen oder sind mangelernährt.
Diese Faktoren und die schlechte medizinische Versorgung begünstigen das schnelle Ausbreiten von Krankheiten wie Ebola, Typhus oder Malaria und führen immer wieder zu neuen Epidemien. Medikamente, medizinische Geräte und vor allem Ärzte fehlen an allen Ecken und Enden. In Sierra Leone betreut ein Arzt in der Regel ca. 33.000 Menschen. Obwohl das Land zu den ärmsten der Erde zählt und die Mehrheit der Menschen in extremer Armut leben, bleibt die Lage im Land weitgehend friedlich. Etwa 18 verschiedene Ethnien leben in harmonischem Einklang nach unterschiedlichen Traditionen und Werten zusammen, wobei für die Einwohner die Großfamilie als wichtigster Bezugsrahmen gilt. Auch Tanz und Musik gelten in Sierra Leone als essentiell und strahlen beim Beobachten pure Lebensfreude aus.
Trotz unsäglicher Herausforderungen und Rückschlägen schreitet der Wiederaufbau nach Bürgerkrieg und Ebola voran und die Regierung versucht stetig, die humanitäre Situation der Menschen nachhaltig zu verbessern. Immer mehr neue Reformen und Gesetze wurden in den letzten Jahren von Seiten der Regierung unter Julius Maada Bio eingeführt, um den Bewohnern ein sicheres Leben zu gewährleisten. So steht beispielsweise sexuelle Gewalt in der Ehe mittlerweile unter Strafe; eine unabhängige Antikorruptionsbehörde kann Anklage erheben, Maßnahmen gegen die hohe Arbeitslosigkeit werden stetig reformiert und eine Jugendkommission, die sich für allgemeine Schulbildung einsetzt, wurde etabliert.
Auch Kampagnen wie von Sierra Leones First Lady Fatima Maadai Bio, mit dem Titel: „Hands Off Our Girls“, mit der Missbrauch und die Zwangsheirat minderjähriger Mädchen und häusliche Gewalt in Ehen gestoppt werden soll, werden immer mehr gefördert. Sowohl die Bevölkerung als auch der politische Staatsapparat Sierra Leones verfolgen, trotz Rückschlägen wie Bürgerkrieg, Ebola und aktuell Corona, im Gegensatz zu vielen postkolonialen afrikanischen Ländern einen klaren Weg der gesellschaftspolitischen Entwicklung und zeigen einen großen Willen zur Veränderung.