Nachdem wir bereits im Jahr 2015 in der Flüchtlingshilfe die Stadt Aschaffenburg unterstützt haben wurden wir auch dieses Mal wieder gefragt, ob wir helfen werden. Und natürlich haben wir ohne zu Überlegen zugesagt mit dem Wissen, keine Ahnung zu haben, was da auf uns zukommt.
In erster Linie wollten wir einen sicheren Ort für die Kinder schaffen, die kommen.
Und wir wollten Raum und Zeit für die Mütter schaffen.
Also haben wir in den kahlen Aufenthaltsräume Spielbereiche geschaffen. Auch im Outdoor Bereichen haben wir kleine Spielflächen erschaffen.
Durch viele Sachspenden (Spielzeug, Bällebad, Kaufladen, Puzzles, Autos, Puppen, etc.), die wir gesammelt haben, war das erst alles möglich. Wir sind herumgefahren, um Sachen zu holen, haben Sofas in den dritten Stock getragen und einfach etwas Liebe und Gemütlichkeit in die kahlen Aufenthaltsräume gebracht.
Wir mussten auf die verschiedenen und vor allem unerwarteten Situationen reagieren:
Leute kommen, Menschen, die gehen, traumatisierte Menschen, weinende Menschen, kranke Menschen, ältere Menschen, Babys, die kommen, schwangere Frauen kamen. Es kamen Menschen, die nicht bleiben wollten,
Menschen, die Angst haben, sich zu registrieren, Menschen, die COVID-positiv sind, Menschen, die mit Haustieren kommen.
Das Feedback der Menschen, die helfen wollten, war überwältigend.
Wir haben WhatsApp-Gruppen für die Koordination und Facebook-Gruppen für den Informationsaustausch eingerichtet.
Die bürokratischen Hindernisse und die Situation selbst machten es uns sehr, sehr schwer, schnell und so zu handeln, wie wir es uns erhofft hatten.
Bescheinigungen, Impfstoffe, verfügbare Zeit machten es fast unmöglich, Freiwillige zum Einsatz zu bringen. Wir hatten auch das Gefühl, dass die Menschen in der Ukraine einfach nicht bereit sind, eine angebotene Tätigkeit zu übernehmen. Die Leute versuchten, bald wieder abzureisen, bevorzugten andere Städte oder private Angebote von freien Zimmern.
Bis zu diesem Zeitpunkt war es nicht einfach, die Situation zu koordinieren.
Wir verstehen, dass dies für die Menschen, die helfen wollten, frustrierend gewesen sein muss.
Magdalena, die im ONE DAY-Team arbeitet, ist eigentlich für unsere Projekte in Westafrika, für die Personalplanung und die Jugendarbeit zuständig. Sie musste alles erstmal hintenanstellen, um die Notwendigkeiten hier vor Ort zu managen.
Das war auch für uns als Organisation hart, aber egal – niemand hat das gewollt oder einen Krieg in Europa erwartet. Wir auch nicht. Wir müssen zusammenstehen und uns flexibel zeigen.
Magdalena koordinierte täglich bis zu 70 ehrenamtliche Dolmetscher, um bei Umzügen, Arztbesuchen oder Registrierungsprozessen zu helfen.
Auf dem Weg dorthin gab es viele Geschichten, und wir haben versucht, so viele wie möglich zu klären.
So wie die Geschichte dieser Familie.
Das war auch bei der kleinen Nastya und ihrer Familie der Fall. Auf der Flucht vor dem Krieg wurden ihre Eltern Tatyana und Konstantin mit ihren fünf Kindern noch in der Ukraine in einen schweren Autounfall verwickelt. Nastyas ältere Schwester Marina (7) starb noch am Unfallort, Nastya (6) und Nadya (4) wurden sehr schwer verletzt. Glücklicherweise blieben die beiden Jungen unverletzt. Die Familie wurde von einem Ort zum anderen gebracht, bis sie schließlich in Hannover ankam, wo die Mädchen im Krankenhaus behandelt wurden. Mutter und Töchter im Krankenhaus, der Vater mit den beiden Jungen (einer davon 10 Monate alt) in einer Turnhalle/Notunterkunft. Wir haben für den Vater und die Kinder eine Unterkunft in unmittelbarer Nähe vom Krankenhaus gesucht, damit sie sich besuchen und die Eltern sich vor allem abwechseln können. Wir haben ihnen über einen Lieferdienst Lebensmittel liefern lassen, der Mutter und den Töchtern Hygienesachen und Kleidung in die Klinik bringen lassen. Wir haben viel telefoniert und tatsächlich Menschen vor Ort gefunden, vielmehr einen Verein, der sich der Familie annahm. Sie haben ihnen eine feste und vor allem langfristige Bleibe gesucht, denn Nastya stehen noch einige Operationen im Gesicht bevor, sie müssen ihre linke Gesichtshälfte wiederherstellen. Derzeit scheinen die Kinder glücklich zu sein und die Eltern sehr dankbar. Wir halten engen Kontakt zu der Familie und wenn man fragt, ob sie derzeit etwas brauchen, antworten sie immer:„Wir haben alles – wir haben uns!“
Wenn Ihr Fragen zum Projekt Flüchtlingshilfe habt, wendet Euch gerne an:
Magdalena
magdalena@oneday.de